Nicht zitierfähig

Bei der Wikipedia fällt auf, wie selten Artikel mit der Angabe von Quellen (ob nun solche im Netz oder in der analogen Bibliothek) versehen werden. Das kann man machen - aber dann läuft alles Bemühen auf Belletristik hinaus, so dass die Wikipedia mehr der Bunten als dem Brockhaus ähnelt. Doch schließlich will man den großen Enzyklopädien Konkurrenz machen.

Wieso dann diese (Nach-)Lässigkeit?

Bemerkenswert ist der anti-wissenschaftliche Gestus, der die Wikipedia durchzieht. Immer scheint den Editoren die Diskussion, wie fundiert auch immer, wichtiger als die Sache. Man kann über alles reden - und von dieser Lizenz wird auch kräftig Gebrauch gemacht. Da stört der Verweis auf Tradition und Forschungsstand nur.Überzeugen ist unfruchtbar, hat Walter Benjamin gemeint; in der Wikipedia gebiert, in souveräner Sachferne, die Diskussion wie von selbst einen Text nach dem anderen.

Vor allem aber tut man gerne so, als hätte das Internet alles aus sich, als gebe es kein Wissen aßerhalb des Netzes. So wird schließlich die Wikipedia zum selbstreferenziellen Ungetüm werden, eine postmoderne Enzyklopädie, die sich, um sich zu legitimieren, selbst endlos zitieren kann. Vorher muss nur die Sache da draßen vergessen gemacht werden.

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