Richard Kleins Beobachtung, dass »Adornofans Theunissens identifikatorische Nähe zur negativen Dialektik nie zur Kenntnis genommen« hätten, scheint mir an der FU Berlin zumindest für die späten 80er Jahre bis zu seiner Emeritierung 1998 nicht ganz zutreffend zu sein.
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Und Theunissen auf der Spur waren die, die Benjamin theologisch-politisch ernst genommen haben.
Jene universitäre Wissensordnung lässt es nicht zu, dass Philosophie, Kunst und Religion sich im Ernst aufeinander einlassen und ihre bereits intern nicht gerade geringen Probleme durch wechselseitige Kritik weiter stei- gern. Für seine Versuche, eine philosophische Theologie zu entwickeln, ist Theunissen von »aufgeklärten« Kollegen belächelt worden. Sie schlossen von einem verhalten pastoralen Zug der Person geradewegs auf die Erbaulichkeit ihres Denkens. Das war, man darf es getrost sagen, Unfug. Aus dem gleichen Grund haben die Adornofans Theunissens identifikatorische Nähe zur nega- tiven Dialektik nie zur Kenntnis genommen. Der soll lieber Theologie oder Heidegger machen als unseren Teddie, sagte mal einer von ihnen. Aber so ist das eben. Wer keine identifizierbare Linie verficht, bekommt sie um so mehr von anderen reingedrückt. Theologie oder kritische Theorie - tertium non datur. Als Theunissen bei der Frankfurter Adornokonferenz 1983 seinen großen Vortrag über Negativität beendet hatte, meldete sich ein damals vielgelesener Literaturwissenschaftler zu Wort, trug Einwände vor und pointierte diese dann sinngemäß so: Man habe eigentlich erwartet, dass Theunissen von dem Adorno spräche, ›den wir alle kennen‹. Warum er das nicht getan habe? Pause - und Applaus vom Auditorium wie im Bundestag. Als irritierend wurde damals wohl vor allem empfunden, dass Theunissen als vermeintlicher Repräsentant einer philosophischen Gotteslehre Adorno vorzuhalten wagte, nicht negativ genug gewesen zu sein.
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