Die Gruppe "Nein zum Heim in Oranienburg", die für den völkischen Spaziergang durch die Kreisstadt am 17. Dezember 2014 mobilisiert hat, kopiert bei Facebook zum neuen Jahr einen Text, der gerade in der nationalsozialistischen (Internet-)Szene kursiert. Mit dem Slogan "Ich will, dass ihr wütend werdet!" sollen die (Montags-)Demonstranten enthemmt werden.

So sieht ein Führerbefehl im Zeitalter digitaler Reproduzierbarkeit aus. Dass der Führer, der befiehlt, was seine Gefolgschaft fühlen soll, durch die serielle Verbreitung anonym geworden ist, erhöht die Identifikationsbereitschaft. Mit Texten dieser Art kann der autoritäre Charakter eigene Leidenschaft plakatieren. Sie funktionieren als Lizenz zur Selbstermächtigung. Wenn alle wütend sind, dann kann ich auch wütend sein.
Das erklärt auch, wie das Schweigen des Dresdener und anderer Demonstranten ins Szene gesetzt und instrumentalisiert werden soll. Denn wer redet, verliert die Wut, weil mit dem Dialog das Moment der (Selbst-)Reflexion wächst. Das Dresdener Schweigegebot ist deswegen neben dem Rede- auch ein Denkverbot. Der Kessel soll brodeln, bis er explodiert. Die Wut wird als Destruktionsenergie produziert.
Ziel der Nazionalsozialisten ist die Meute für den Angriff zu rekrutieren. Nur sollen diesmal nicht nur die sozial Deklassierten die Brandsätze zünden, sondern die bürgerliche Mitte wird - während in der FAS Konrad Adam dem bildungsbürgerlichen Retter des Abendlandes mit historischen Anekdoten kommt, um den Ernst der Lage zu (er-)klären - zur direkten Aktion getrieben. Die Biedermännern sollen nicht nur ideologisch, sondern auch tatsächlich zu Brandstiftern werden.
Die Gefolgschaft reagiert prompt - und ruft zum Abfackeln der Unterkünfte in Lehnitz auf:
Der Kommentar ist mitterweile gelöscht worden, auch das Profil scheint entfernt worden zu sein. Am Ende will es wieder keiner gewesen sein.
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