Gerne möchten sich Manager und Kreative in den Porträts der Renaissance wiedererkennen.
Dieser naive Blick der Macher ist allerdings eine Projektion, die (immer noch im Anschluss an Jacob Burckhardt) ein harmonisches Bild der Renaissance beschwört und in den Porträts die Vorbilder der Selbstherrlichkeit und Selbstermächtigung des Menschen sieht.
Der Humanismus der Renaissance ist dialektisch, im Programm eines aktiven Lebens, das sein ästhetisches Glück selbst herzustellen weiß, sind die Schreckensbilder und Visionen des Grauens nicht bloß das nächtliche Rauschen, sondern die Monster, die die Subjektivierung des Menschen als Schatten begleiten.
Diese Monster sind in den satirischen Schriften Albertis zu hören und in den apokalyptischen Schreckenslandschaften von Hieronymus Bosch zu sehen.
Die Ohnmacht der Tugend, die Lächerlichkeit menschlicher Anstrengungen, die Macht des Scheins und des Betrugs, das verwirrende Maskenspiel des Lebens - auch das sind Motive der florentinischen Frührenaissance. (Kurt Flasch: Nokulaus von Kues in seiner Zeit)
Deswegen wird auch den Gesichtern der Renaissance nur gerecht, wer in ihnen die Masken erkennt.
(Wahrscheinlich wird man sagen können, dass immer, wenn das Wesen des Menschen sich wandelt und neue Formen der Subjektivierung sich bilden auch die Monster neu geboren werden. Zeiten ohne Monster sind geschichtslos, im Posthistoire sind die Monster zu Kuscheltieren geworden.)
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