Politik geht durch den Magen

Wenn Kohl der Bundeskanzlerin mangelnde Tischsitten attestiert, dann liegt er damit wahrscheinlich falsch. Die Historiker werden sich in nicht ferner Zukunft ein Urteil bilden, aber Merkel konnte vermutlich schon bevor sie Kanzlerin war mit Messer und Gabel hantieren. Doch woran Kohls Bemerkung sich entzündet haben kann, lässt sich gut vorstellen.

Denn gibt nicht Merkel, heute wie damals, das Bild einer Frau, die lustlos im Essen herumstochert und dabei notwendig den Eindruck provoziert, sie wisse möglicherweise nicht, was sie mit dem Gerät anstellen soll, das man ihr an die Hand gegeben hat, dass sie mit Messer und Gabel vielleicht ganz einfach nicht umgehen könne?

Aber das Problem ist nicht das Gerät, kein Mangel an technischen Fertigkeiten besteht hier. Es ist einfach nur diese große Lustlosigkeit, die jeden Auftritt Merkels, jede ihrer Reden und ihre Politik im Ganzen, vor allem ihre europäischen Perspektiven, charakterisiert, mit der wir sie uns auch bei Tische vorstellen können. Sie stochert im Essen wie im Politischen herum und weiß nicht so recht, was sie mit all dem anfangen soll, weil ihr der Appetit fehlt. Deswegen gibt es in Muttis Kantine nur alternativlos deutsche Hausmannkost, leicht zu verschlingen, aber schwer verdaulich.

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