Philosophie am Ende

Philosophie, deren Realisierung versäumt wurde, bleibt als Philologie am Leben.

Philosophie wird zur Geschichte ihrer Terminologie.

Als Philologie wird Philosophie zur Phänomenologie nicht des Geistes, wohl aber des Gedachten. Die Formen des Gedachten, Walter Benjamin hat das exemplarisch in seinem Trauerspielbuch gezeigt, werden zu Ausdrucksformen, in denen überliefert wird, wie das Denken sich selbst verkennt.

Gegen den hermeneutischen Totalanspruch des Subjekts, versucht die zu Philologie gewordene Philosophie die Texte ihrer Geschichte gegen den Strich zu lesen und zur Sprache zu bringen, was in Vergessenheit zu geraten droht. Anspruch dieser Hermeneutik ist, sich sagen zu lassen, was das Begehren zu hören sich weigert. Nicht geht es darum zu lesen, was nie geschrieben wurde, sondern zu lesen, was da steht. Philologie weiß sich eins mit dem Todestrieb des Subjekts.

Philologie wird zur Selbstkritk der Philosophie, zur radikalen Form der Redlichkeit, die als Impuls das Denken im Posthistoire zu resignieren hindert.

In der Treue zum Sinnlosen und zum Abhub der Erscheinungswelt zersetzen sich die Sinnstifungen der Kultur- und Geisteswissenschaften, die all die Geschichten erzählen, mit denen sich das posthistorische Subjekt im Bestehenden einrichtet.

Das Pensum dieser Philosohie ist, seit Hegel die Philosophie des Subjekts vollendet und abgeschlossen hat, der Ausgang des Denkens aus dem Gefängnis des Geistes. Zu denken ist nun, was aus dem Subjekt führt. Nicht nach innen geht deswegen der Weg, sondern nach aßen, am Leitfaden der Schrift und der vielen Buchstaben, die sich nicht länger um den einen Sinn drehen. Stop making Sense, das ist das Motto des philologischen Nihilismus.

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