Menschenwürde (1)

Dass Würde keine Kategorie mehr ist, mit der sich Wesen und Haltung der Menschen im Westen heute angemessen beschreiben ließe, zeigt das stumme Desinteressse angesichts des jetzt auch öffentlich bekannt gewordenen Stands der geheimdienstlichen Überwachungstechnologien.

Vor den Bildschirmen wissen die letzten Menschen nicht mehr, was das ist: verletzte (Menschen-)Würde. Begriffe wie Schuld und Unschuld haben längst jeden Sinn verloren, verdeckt in endloser Selbstbespiegelung moralischen Geschwätzes, das sich an den Zuständen in Legebatterien und Mastbetrieben erhitzen kann, vom Humanen aber keine Idee mehr hat.

Die posthistorischen Tiere sind im Netz ruhig gestellt, die von Intellektuellendarstellern beschworene Empörung setzt nur ein, wenn der Konsum in seiner Bandbreite beschnitten werden und der Bilderstrom begrenzt werden soll. Warum sollte ich überwacht werden, wundert sich der letzte Mensch im Menschenzoo und blinzelt: ich bin doch nicht gefährlich und böse.

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