Maulwürfe

So in etwa seit Walter Benjamins Aufsatz über Goethes Wahlverwandtschaften, hat niemand so schön und prägnant formuliert, warum das Geschwätz von Kunst, und sicher erst Recht das der Kreativen von Kreativität, nüchterne Geister kalt lassen sollte, wie Wladimir Kaminer in einem Interview mit Spiegel ONLINE.

SPIEGEL ONLINE: Sie haben gesagt: Ich will keine Kunst machen, sondern das Gegenteil. Aber was ist, erstens, schlecht an Kunst und zweitens, was bitte, ist ihr Gegenteil?
Kaminer: Kunst fällt für mich unter den Begriff der Schöpfung. Der Künstler stellt sich mit Gott auf eine Stufe und sagt: Find ich alles unkorrekt. Ich will das besser machen. Dann schafft er einen Gegenentwurf. In der Regel sieht der noch pissiger aus als die realexistierende Schöpfung - oder ist angeberisch, unwürdig.
SPIEGEL ONLINE: Und das Gegenteil dazu ...
Kaminer: ... ist Forschung. Da sagst du: Okay, das sieht alles ziemlich schräg aus. Aber wahrscheinlich liegt es an uns Menschen. Wir werden wohl nie herausbekommen, wie alles miteinander verbunden ist. Aber wir versuchen zu forschen, um diese Feinheiten zu aufzuklären! In der Kunst behauptet der Künstler sich selbst. In der Forschung kniet man quasi vor der Schöpfung. Dieses Knien kann man natürlich auf unterschiedliche Art und Weise machen.

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