Komplexitätsreduktion und Informationsverknappung

Dass man bei Google oder in beliebigen anderen Suchmaschinen bei Recherchen nur die ersten drei Seiten zur Kenntnis nimmt, hat nichts mit Faulheit oder Fahrlässigkeit zu tun, die möglicherweise dazu führt, kurz vor dem Ziel doch nicht zu finden, was gesucht werden sollte, sondern hat etwas mit notwendiger Informationsverknappung zu tun.

Suchte man weiter, hat man am Ende möglicherweise keine Zeit mehr für die Verarbeitung der schließlich doch gefundenen Information.

Auch wenn die Universitätsbibliothek in der Nähe ist und sich weitere spezialisierte Bibliotheken einzelner Fakultären auf dem Campus befinden, hat man sich doch schon immer manchen Weg einfach geschenkt.

Wahrscheinlich haben sich die, die sich dem Verfassen von Werken gewidmet haben, die meisten Schritte gespart. Ein Werk erkennt man schließlich daran, dass es fertig und in sich geschlossen ist - und so erscheinen möchte, als gäbe es nach ihm (es sei denn durch die von ihm selbst aufgeworfenen Fragen) nichts mehr zu sagen. In einem Werk hat alles bereits seinen Platz gefunden, es ist virtuelle Totalität. Um sie zu gestalten, muss man sich mit Blindheit schlagen und der Leidenschaft der Forschung entsagen.

Also hat gerade wer nicht mehr an Werken schreibt, wer sich leidenschaftlich auf Notizen, Zettelkästen und das nächste Stück im Kuriositätenkabinett beschränkt, auf das also, was man heute einen Blog nennt, um so mehr Gelegenheiten sich zu verzetteln. Aber dieses Risiko ist der Preis, den man zu zahlen hat, wenn man nicht vom Phantasma des Werkes besessen ist und nicht länger Wissenschaft betreiben möchte.

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