Moderne Menschen schrecken vor missionarischer Taktlosigkeit verletzt zurück.
So schreibt Susan Taubes, die Frau des jüdischen Religionswissenschaftlers Jacob Taubes, in einem Brief, den sie niemals abschicken wird: I am simply terrified.
Dieses Erschrecken ist die Reaktion auf die Versuche ihres Mannes, sie zu traditionellem jüdischen Leben zu bewegen. Zwischen beiden reißen Gräben auf, Differenzen, die zu überbrücken kaum mehr Hoffnung besteht.
Die Gewalt dieser Taktlosigkeit entspringt ihrer vermeintlichen Harmlosigkeit, die meint, sich an die religiöse Bedürftigkeit des Menschen wenden zu dürfen; sie ist im Grunde nicht befähigt zu spüren, was das ist: the most frighening thing
.
It is awful, it is perhaps the most frightening thing not to be able to worship and live in the tradition of any people - it is truly death - but we must live this awfulness and not make sentiment or political compromise. (...) And I can no more keep to the laws of the Bible and the exile traditions than I can cross myself or take the sacrament because I would perjure myself and my honesty and my nakedness is all I possess.
Es ist the most frighening thing
der Grund, auf dem Humanität geborgen liegt. Diese innere Nacktheit, diese Zone absoluter Verletzbarkeit zu berühen, das ist der Anspruch missionarischer Taktlosigkeit. Sie nimmt sich heraus, an das Innerste des Menschen rühren zu dürfen, an den Kern seines Wesens. Das Licht dieser Mission ist aber nichts als Blendwerk.
And as to prayer I can only pray to an unknown light to save me from the nightmare of what man call religion.
Quelle: Suan Taubes: die Korrespondenz mit Jacob Taubes, 1950-1951. München 2011.
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