Folter vor dem Bildschirm

In demselben Gespräch über Medizin, Gewalt und Psychatrie, in dem Foucault die ärztliche Rolle bei der Folter beschreibt, macht er auf eine Transformation dieser Praxis aufmerksam, die durch den Computer ermöglicht wurde.

Jemand sitzt in seinem Zimmer und hat nur noch einen Computer vor sich, mit dessen Hilfe er festlegt, welche Fragen dem Opfer gestellt werden sollen. Er schreibt die Fragen nieder und übermittelt sie einem Untergebenen, der die Folter in einem anderen Raum vornimmt, bis er die Antwort erhalten hat. Die Antwort wird dann wieder in den Computer eingegeben, um zu prüfen, ob sie mit den bisher erlangten Informationen übereinstimmt.

Das ist, wie gesagt, der Stand von 1975.

Foucault hat keineswegs einen Lügendetektor vor Augen. Der Computer ermöglicht eine systematische Prüfung des erlangten Wissens, so dass von der Anwort des Programms abhängt, ob die Qualen ein Ende haben. Vielleicht war das Erschreckende an den Bildern aus dem Irak, dass die Folterknechte so archaisch, so verschwenderisch mit ihrer Gewalt und so wenig berechnend vorgingen.

Wahrscheinlich muss man seit jeher den folternden Herren und sein Instrument, den Folterknecht, unterscheiden. Der intellektuelle Kopf der Folter ist durch den Computer nicht mehr an die physische Präsenz seines Opfers gebunden. Ganz aßerhalb der Szene bleibt der Autor des Programms.

Wir können sicher sein, dass über derartige Killerspiele kein Politiker reden wird.

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