Auschwitz wird jetzt zum Markenkern selbstbewusst deutscher Identität. Das geht allerdings nur ohne Juden. Denn dass die Schoa Juden traf, hat der Bundespräsident bei seiner Rede zum 27. Januar vergessen.
Die übergroße Mehrzahl derer, die in Auschwitz und anderswo starben, wurden nicht als Menschen im Allgemeinen, sondern als Juden im Besonderen ermordet. (...) Die Schoa war nicht der Höhepunkt einer generellen Inhumanität. In ihr kulminierte ein ganz spezifischer Hass. Und dieser Hass hat mit Auschwitz nicht aufgehört. Auf deutschen Straßen wurde im vergangenen Sommer »Juden ins Gas!« gebrüllt. Vor wenigen Wochen sind in Paris wieder Juden gezielt als Juden umgebracht worden. Doch davon war beim Bundespräsidenten nicht die Rede.
»Das Ganze ist das Unwahre«: Adornos Diktum passt auf diese Rede. Oder um einen Begriff zu nutzen, den der evangelische Theologe Gauck kennen wird: Sie war eine Sünde durch Unterlassung.
Der Bericht der BZ bringt es fertig, Gauck und Lammert zu referieren, ohne das Wort "Juden" auch nur zu erwähnen. Die Pointe wird dann am Ende geliefert, als müsste man doch noch erklären, worum es eigentlich ging.
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