Christlicher Fundamentalismus und das Ende der Toleranz

In dem religiösen Netzwerk, dessen Teil auch der Altenheim Emmaus e.V. in Hohen Neuendorf ist, wird ein fundamentalistischer Bibelglaube (G. Sennlaub) vertreten und mit großem personellen und technischen Aufwand verbeitet, der mit unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung oft kaum zu vereinbaren ist.

Mitglieder der Brüderbewegung

  • stellen die Demokratie hinter die absoluten Werte der Religion und höchste Autorität der Bibel
  • verachten Kultur und Werte der westlichen Welt
  • bezeichnen Homosexualität als Sünde
  • beschneiden die freie Entfaltung des Menschen, vor allem der Kinder
  • fordern die Unterordnung der Frau unter die Autorität des Mannes
  • lehnen die Evolution im Namen der Schöpfungslehre ab
  • rechtfertigen mit der Bibel körperliche Strafen als Mittel der Kindererziehung

Das kann man alles machen. Und man braucht nicht gleich nach dem Verfassungsschutz zu rufen.

Obwohl man auf die Resolution des Europäischen Parlaments über die Gefahren des Kreationismus hinweisen könnte, in der Kreationismus als Gefahr für die Menschenrechte herausgestellt wird: If we are not careful, creationism could become a threat to human rights. Die Mitgliedsstaaten der EU werden aufgefordert, der Lehre vom Kreationismus als Wissenschaft fest zu widerstehen (oppose firmly any attempts at teaching creationism as a scientific discipline) und insbesondere im Bildungsbereich darauf zu achten, dass die Kinder nicht mit kreationistischen Perspektiven erzogen werden, denn das sei mit den Interessen der Kinder völlig unvereinbar: Prohibiting the teaching of key theories, such as evolution, is totally against children’s educational interests.

Oder auf die Empfehlung 1804 (2007) des Europaparlaments zu Staat, Religion, Säkularität und Menschenrechten, derzufolge Religionsfreiheit dort ihre Grenzen hat, wo sie fundamentalen Rechten widerspricht. Verboten und nicht zu tolerierender Ausdruck der Religionsfreiheit sei die Diskriminierung von Homosexuellen und Frauen, verboten die Indoktrination kleiner Kinder. Die Parlamentarier sind sich bewusst, dass religiöse Haltungen politische Folgen haben. Deswegen ist die Verbreitung religiöser Prinzipien verboten, die if put into practice, would violate human right, die also in der Praxis zu Verletzungen der Menschenrechte führen würden. Der Staat könne deswegen von religiösen Führern verlangen, eine eindeutige Position zum Vorrang der Menschenrechte vor religiösen Prinzipien einzunehmen.

Was man nicht machen kann: behaupten, die politisch-religiöse Weltanschauung des Emmaus e.V. und seines Netzwerkes ließe sich mit dem Hohen Neuendorfer Leitbild einer konsequent demokratischen Stadtgesellschaft, die durch Toleranz, Verständnis und Wertschätzung geprägt ist, vereinbaren. Das Ende der Toleranz ist nämlich genau dann erreicht, wenn in der Verfassung verbriefte Rechte durch Fundamentalismus (bibeltreues Christentum) in Frage gestellt und die pluralistische Welt zum Feind erklärt wird.

Und es gibt nichts mehr zu diskutieren, wenn im Netzwerk der Brüderbewegung Gewalt gegen Kinder mit dem Argument der Bibeltreue legitimiert wird, ob nun von militanten Evangelisten, in Schriften aus dem Verlagswesen der Brüderbewegung oder durch im Internet wütende Ideologen.

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