Wenn Innenminister Friedrich ein Supergrundrecht namens Sicherheit erfindet, dann ist er sich erstaunlicherweise ziemlich einig mit Karl Marx, der sein Werk der menschlichen Emanzipation widmete, doch angesichts der befreienden Kraft der Bürger- und Menschenrechte mit einer gewissen Blindheit geschlagen war.
Als polizeiförmigen Sicherheitsstaat nämlich sieht Marx (wie heute noch staatsgläubige Linksradikale) die bürgerliche Gesellschaft. In seinem Aufsatz "Zur Judenfrage" zieht er das Recht auf Sicherheit ins Ironische, indem er sich auf einen Artikel der französischen Verfassung von 1795 beruft. Dabei verkennt, dass es in dem Artikel um Sicherheit als Schutz geht, den die Gesellschaft jedem ihrer einzelnen Mitglieder zur Erhaltung gewährt, nicht um den Schutz des privaten Eigentums:
Die Sicherheit ist der höchste soziale Begriff der bürgerlichen Gesellschaft, der Begriff der Polizei, daß die ganze Gesellschaft nur da ist, um jedem ihrer Glieder die Erhaltung seiner Person, seiner Rechte und seines Eigentums zu garantieren.
Der Polizeistaat (zum Schutze des Privateigentums), als den Marx die bürgerliche Gesellschaft denunzieren will und dabei ihr emanzipatorisches Potential außer Acht lässt, wird von Friedrich unter dem Titel "Supergrundrecht" gefeiert. Beide eint die (jeweils natürlich anders motivierte) Blindheit für Bürger- und Menschenrechte.
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