In der Jüdischen Allgemeinen beschreibt die Historikerin Karin Hartewig, wie Juden in der DDR auf den Aufstand vom 17. Juni reagierten, sie fürchteten den entfesselten deutschen Mob.
Aber alle, die an den Sozialismus in den Farben der DDR glaubten, stürzte die Massenbewegung in Ratlosigkeit, Panik, Wut und Verzweiflung. Zu den Getreuen zählten beileibe nicht nur Apparatschiks, eisenharte Satrapen Moskaus oder bornierte Intellektuelle. Auch diejenigen, welche Terror und Verfolgung im »Dritten Reich« als Juden überlebt und nach dem Ende der braunen Diktatur die sowjetische Besatzungszone und die junge DDR zu ihrer neuen Heimat erkoren hatten, standen auf dieser Seite der Barrikade.
Juden in der DDR nahmen den 17. Juni in spezifischer Weise als Gefahr wahr. Er galt ihnen weniger als Ausdruck eines Freiheitswillens denn als Vorbote drohenden Unheils. Für die Beschädigten und Traumatisierten beschworen die Ereignisse altbekannte Bilder herauf: Szenen nächtlicher Demonstrationen, Schlägereien, Sachbeschädigungen und Schwelbrände, zerborstenes Glas im Sommer 1953 verknüpften sich assoziativ mit den Fackelzügen der SA und dem Terror der Straße seit 1933.
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