Mythos Demografie - jetzt auch in Hohen Neuendorf

Kaum haben sich Hohen Neuendorf und Birkenwerder die Bertelsmann-Stiftung für einen Demografie-Workshop ins Haus geholt, werden die vom Konzern gepflegten Mythen zum demografischen Wandel verbreitet: uns drohe Arteriosklerose. Mission erfüllt, wird man sich gesagt haben.

Bis zum Jahr 2019 sinken die Zuweisungen des Landes, die immerhin die Hälfte der kommunalen Einnahmen ausmachen, um 20%. In der anderen finanziellen Lebensader der Stadt entwickelt sich Arteriosklerose: Die Bevölkerung wird älter, geht in Rente, zahlt weniger Steuern, nutzt weiterhin die Infrastruktur, aber es ziehen weniger junge Erwerbstätige nach. Die Gesamtzahl der Deutschen sinkt (...). (Quelle: Interkommunaler Demografie-Workshop

Es ist schon merkwürdig, wie blind diese Mythen von der Überalterung als Ursache neuer sozio-ökonomischer (Ungleichheits-)Verhältnisse, zu denen einiges Kritisches zu sagen wäre, akzeptiert und zur Grundlage politischen Handelns gemacht werden. Und noch seltsamer ist, dass Hohen Neuendorf einen Bürgermeister der LINKEN hat, von denen ich erwartet hätte, dass sie sich nicht auf den Weg in die Bertelsmanngesellschaft machen wollen.

Mohn und mit ihm die Bertelsmann-Stiftung vertreten eine Art deutschen Sonderweg in die wirtschaftsliberal globalisierte Welt,

  • der auf eine korporatistische Unternehmenskultur setzt,
  • der den Sozialstaat als überdehnt oder gar überholt betrachtet
  • und der eine über den Wettbewerb hergestellte Effizienz als Steuerungsinstrument an die Stelle von Mitbestimmung und demokratischer Gestaltung setzen will.

(Die Deutungshoheit der Stiftung erscheint alternativlos. Wie absolut mittlerweile die Definitionsmacht der Bertelsmannstiftung im Bereich der Demografie ist, merkt man spätestens bei einer Suche mit Google: denn zum Thema Demografie betreibt die Stiftung ein ganzes Netz von Seiten und Angeboten, in das sich nicht zu verstricken schwer fällt.)

Dass die Formulierung mit dem typischen apokalyptischen Unterton die Gesamtzahl der Deutschen sinkt kaum mehr als ideologisch und an den Haaren herbeigezogen ist, zeigt die aktuelle Meldung, dass die Einwohnerzahl Deutschlands 2012 zum zweiten Mal in Folge gestiegen ist, obwohl weiterhin mehr Menschen starben als geboren wurden. Der Anstieg erklärt sich durch hohe Zuwandererzahlen.

1 Kommentare

Dieses ungerechte Land 01/16/13 6:16pm

#116 Wir sterben aus? Wir haben es demnächst nur noch mit Alimentierten, Frühestfrührentnern und Invaliden zu tun? Gewiß ist: die Mieten steigen ins Unermeßliche, obwohl einen die leer stehenden Häuser angähnen. Meine studierten Kinder gehen auf die 30 zu. Aber Jobs??? Familie gründen? Wie paßt das alles zusammen? Fragt Berteslmann danach WEM die Kinder gehören? Und nach DES VOLKES WILLEN UND MEINUNG?

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