Im Erläuterungsbericht des Flächennutzungsplans (FNP) der Stadt Hohen Neuendorf (Stand Mai 1998) wird die Ermittlung des künftigen Wohnungsbedarfs und die planerische Gestaltung der potentiellen Wohnentwicklung unter der Voraussetzung genauer demografischer Rahmenbedingungen vorgenommen.
Schon 1998 war klar, dass die Sterberate durch die Geburtenrate in den kommenden Jahren nicht ausgeglichen, sich aber ein Bevölkerungszuwachs durch deutliche Wanderungsgewinne einstellen werde (6.1.3).
Die Autoren des FNP orientierten sich für ihre demografische Prognose an zwei sehr unterschiedlichen Vorgaben.
- Die Bevölkerungsprognose, die des Landesumweltamt für das Land Brandenburg damals erstellt hatte, ging für den Kreis Oberhavel von einem Anstieg der Bevölkerungszahl um 7,8% jährlich aus (vgl. 6.1.5).
- Der Landesentwicklungsplan für den engeren Verflechtungsraum Brandenburg-Berlin (LEP eV) ging bei einem Stand von 14.00 Einwohnern im Jahr 1992 von einem pauschalen Wachstum um 25% bis 2010 aus, das entspricht einem jährlichen Wachstum unter 2% (vgl. 6.1.5).
Die Autoren stellten aber fest, dass der Zielwert des LEP eV aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich überschritten werde. Sie gehen vor allem wegen des erheblichen Verdichtungspotentials bzw. des bereits erschlossenen oder leicht erschließbaren Baulandes in Hohen Neuendorf von einem überdurchschnittliche(n)Anwachsen der Einwohnerzahl
(6.1.5) aus.
In Anbetracht des schnell wachsenden Wohnungsangebotes in der Stadt Hohen Neuendorf (einschließlich der Stadtteile Borgsdorf und Bergfelde) im Rahmen der Umsetzung von laufenden oder bereits abgeschlossenen Planungen sowie des erheblichen Verdichtungspotentiales im bebauten Innenbereich ist mit einem weiteren Wachstum der Bevölkerungszahl im Plangebiet zu rechnen. Die verkehrstechnisch günstige Lage zu Berlin und die hohe Wohnqualität machen den Siedlungsraum der planenden Gemeinden auch bei einem vielfältigen Wohnungsangebot im weiteren Umland zu einem attraktiven Wohnstandort. (6.1.6)
Der FNP geht schließlich von einem Anstieg der Bevölkerung auf 21.000 im Jahr 2010 aus:
Unter Vorbehalt der weiteren wirtschaftlichen Gesamtentwicklung wird innerhalb des Zeithorizontes des vorliegenden FNP von einem Bevölkerungswachstum von ca. 50% ausgegangen. Bei ca. 14.000 EW 1990 wird ein Anwachsen der Bevölkerung auf 21.000 Einwohner im Jahr 2010 ausgegangen (sic!). (6.3.1)
Diese Prognose, die von einem jährlichen Wachstum der Bevölkerungszahl um 2% (bezogen auf den Vorjahreswert) ausgeht, war, das wissen wir jetzt, zu niedrig angesetzt. Bereits 2008 lebten 23.909 Einwohner in Hohen Neuendorf, für 2010 hat das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg eine Einwohenerzahl von 24.590 ermittelt. Von 1998 bis 2010 war demnach im Durchschnitt ein jährliches Wachstum der Bevölkerungszahl um ca. 3% zu verzeichnen.
Die Frage ist, was aus der Differenz zwischen der prognostizierten und der tatsächlich realisierten Einwohnerzahl folgt. Ist der FNP Hohen Neuendorf (Stand Mai 1998) für die politische Gestaltung der Stadtentwicklung noch zu gebrauchen? Die Antwort wird lauten: Ja, denn der FNP hat durchaus auch mit einem intensiven Wachstum der Stadt gerechnet.
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